Brandenburgs Landfrauen zeigen sich besorgt über gesellschaftliche Entwicklungen
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
wir leben zusammen als Familienangehörige, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen und Mitmenschen. Und wir erleben nun schon zwei lange Jahre, wie unsere Welt durch eine Pandemie auf den Kopf gestellt wird und verändert ist.
Zwei Jahre mit vielen Emotionen: Augenblicke voller Menschlichkeit, Zusammenhalt, Hoffnung und Hilfsbereitschaft.
Aber auch zwei Jahre voller Sorgen, Ängste, Trauer und leider zunehmend Verzweiflung und auch Wut.
Das gipfelt in Bildern der letzten Wochen: Menschen stehen sich als Demonstranten gegenüber und es scheint nur noch darum zu gehen, wer am lautesten brüllen kann. Polizistinnen und Polizisten werden im Dienst angegriffen. Familien entzweien sich, weil unterschiedliche Ansichten nicht mehr toleriert werden. Man spricht nicht mehr miteinander.
Das beunruhigt und schockiert uns gleichermaßen.
Wir sehen uns aktuell gefordert, für ein friedvolles und respektvolles Zusammenleben einzutreten.
Wir sind Frauen, die sich vor 30 Jahren zusammengeschlossen haben, um sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Familien im ländlichen Raum Brandenburgs einzusetzen.
Wir sind Frauen, die zum Teil existentiell von der Krise bedroht sind und Frauen, die weniger hart ihre Auswirkungen zu spüren bekommen. Wir sind Frauen, die durch die Pandemie jeden Tag aufs Neue beruflich wie privat vor Herausforderungen gestellt werden. Wir sind Frauen, die unbezahlt Sorgearbeit leisten. Wir sind Frauen, die mit großer Sorge die Vereinsamung vieler Menschen, insbesondere der Älteren, der Kinder und der Jugendlichen, wahrnehmen.
Wir sind Frauen, die von der uneinheitlichen Politik und dem teilweise unprofessionellen, oft für die Bevölkerung nicht mehr nachvollziehbaren Krisenmanagement enttäuscht sind. Kaum jemand überblickt noch, wo welche Corona-Regeln gerade gelten und wie man sich verhalten muss. Wir erwarten von den politisch Verantwortlichen dringend Verbesserungen.
Bei aller Kritik sind wir uns einig: Verschwörungstheorien und rechtsextreme Ideologien sowie unangemeldete Demonstrationen lehnen wir entschieden ab.
Ein friedliches Zusammenleben braucht einen offenen und kritischen Diskurs in einem respektvollen Rahmen. Wenn wir nicht mehr miteinander reden, wird der Nährboden für Hass und Intoleranz wachsen.
Es darf nicht sein, dass Menschen in unserer Mitte aufhören, ihre Meinung zu vertreten und stattdessen lieber schweigen. Den Menschen muss zugehört werden. Skepsis, Unsicherheiten und Ängste müssen ausgesprochen werden dürfen. Nur so können sie auch abgebaut werden.
Wir rufen auf zu einem gewaltfreien Miteinander in Respekt, Akzeptanz und Gemeinsinn – in der Krise und danach.
Im Namen der Mitglieder des Brandenburger Landfrauenverbandes e.V.
Antje Schulze, Landesvorsitzende
Jutta Quoos, Ehrenvorsitzende
Ulrike Fechner, Geschäftsführerin
Teltow, 18.02.2022